[ksta文存]球场内的激进分子,介于暴力与青年亚文化之间
原文链接:http://www.ksta.de/html/artikel/1318626730359.shtml
日期:2011-10-17
作者:Tim Stinauer
题目:Ultras im Stadion
Zwischen Gewalt und Jugendkultur
导语:Immer wieder kommt es im Umfeld von Bundesligaspielen zu Strafraten, und oft sind Mitglieder so genannter Ultra-Gruppierungen darin verwickelt. Ultras nur über die vermeintliche Bereitschaft zur Gewalt zu definieren, wird ihnen jedoch nicht gerecht.
原文:
Köln - Ein kalter, trockener Sonntagabend im Februar dieses Jahres. Der 1. FC Köln hat sein Heimspiel gegen Mainz05 mit 4:2 gewonnen. Eine Sonderbahn der KVB bringt den harten Kern der Mainzer Fans vom Stadion zum Deutzer Bahnhof, eskortiert von einer Hundertschaft der Polizei.
Als die Mainzer aus der Bahn steigen, bemerken Polizisten 14 Männer, die aus dem Dunkeln auf die Gruppe zukommen. Sie tragen Schlagstöcke bei sich, Totschläger und Feuerwerkskörper, wollen laut Polizei auf die Mainzer losgehen. Die Beamten verhindern den Sturm auf die Bahn und fesseln die 14 Mitglieder einer Ultra-Fangruppe. Überraschend: Die Mainzer hatten offenbar fest mit der Attacke gerechnet. Noch ein halbes Jahr zuvor hatten sie mit ihren Kölner Kontrahenten am Ballermann auf Mallorca gefeiert – im Suff sollen sich die Männer damals zu dem „Match“ am 13. Februar verabredet haben.
Es sind Vorfälle wie diese, die die Ultra-Fanszene der deutschen Bundesligisten in Verruf gebracht haben. Gruppierungen aus Frankfurt, Rostock und Köln zählen bundesweit zu den aktivsten. Auf Schalke warfen Kölner neulich mit Urin und Kot gefüllte Bierbecher in den gegnerischen Fanblock. Nach dem Heimsieg gegen Bayern München im Februar prügelten Kölner Ultras der Gruppe Wilde Horde 1996 einen Polizisten und einen Mitarbeiter des Stadionbetreibers nieder. Und beim Auswärtsspiel in Hamburg erlitt ein weibliches Mitglied einer Kölner Ultragruppierung schwere Verbrennungen durch eine verbotene Pyrofackel. Bis heute verschweigt die Frau den Namen des Fackelhalters – er soll derselben Gruppe angehören wie sie.
Die Betroffenen reden nicht
Mitte der 90er Jahre angetreten, um die Stimmung in den Stadien durch Gesänge, fantasievolle Choreographien und Spruchbanner zu verbessern, fallen Ultrafans andererseits auch immer häufiger durch Straftaten in und rund um Fußballstadien auf. In der vergangenen Saison registrierte die Polizei seit 1999 bundesweit die höchste Zahl an Verletzten durch Gewalt im Fußball. Nie war mehr Polizei im Stadion, und nie schrieben die Beamten so viele Strafanzeigen gegen Problemfans wie heute.
Im negativen Fokus stehen immer wieder Mitglieder der Ultra-Gruppen. Zu Unrecht? Oder zu Recht? Und falls ja: Warum? Schwer zu sagen, die Betroffenen reden nicht. Weder mit der Polizei noch mit Journalisten. „Wir lehnen ein Interview ab, da in der Vergangenheit wiederholt eine undifferenzierte Berichterstattung“ in den Kölner Medien stattgefunden habe, teilt die Ultra-Gruppierung „Boyz Köln 2001“ auf Anfrage schriftlich mit. Ein Mitglied der größten Kölner Ultra-Gruppe Wilde Horde lässt ausrichten: „Ich sage da besser nichts zu, die Jungs hassen die Presse.“
Also fragt man diejenigen, die täglich mit Ultrafans arbeiten, zum Beispiel Andreas Schmidt und Carsten Blecher vom Kölner Fanprojekt. Die Pädagogen organisieren betreute Auswärtsfahrten für Kinder und Jugendliche, Bildungsveranstaltungen und Fußballturniere, sprechen vor allem die Jüngeren an um zu verhindern, dass sie sich irgendwann in einem Umfeld bewegen, in dem sie auch für die Sozialarbeiter nicht mehr erreichbar wären.
Finanziert wird das Kölner Fanprojekt von der Deutschen Fußball Liga (DFL), dem Land NRW und der Stadt Köln. Schmidt, Blecher und ihre beiden Kollegen sehen sich als Vermittler zwischen Fans, Polizei und dem 1. FC Köln. Auch Carsten Blecher wünscht sich eine „differenzierte Berichterstattung“ in den Medien. „Eine pauschale Ultra-Schelte ist völlig ungerechtfertigt“, sagt er. „Es sind nicht immer Ultras, die für Ärger sorgen. Häufig sind es andere Chaoten, die aber in den Medien fälschlicherweise als Ultras bezeichnet werden.“
Angriffe auf Busse mit gegnerischen Fans häufen sich
Auch die beiden Pädagogen finden „nicht alles gut, was die Ultras machen“. Andreas Schmidt verurteilt Gewalt, vor allem die immer häufigeren Angriffe auf Busse mit gegnerischen Fans. Er sagt aber auch: „Man sollte auch die positiven Seiten erwähnen. Viele Gruppen stecken jede Menge Freizeit und Geld in die Gestaltung von Choreographien in den Kurven, von Fan-Magazinen und Fahnen. Sie fordern mehr Mitspracherecht der Fans in den Vereinen, erstellen Filme, Fotos und machen karitative Aktionen.“ So sammele etwa die Wilde Horde regelmäßig Geld für bedürftige Kinder. Schmidt: „Die Ultrabewegung ist eine der am besten organisierten Jugendsubkulturen in Deutschland.“ Eine zwar in sich geschlossene, aber äußerst heterogene Gesellschaft.
Die meisten Mitglieder sind zwischen 15 und 25 Jahre alt. Schüler sind darunter, Schulabbrecher, Arbeitslose und Auszubildende. Manche Ultras studieren, arbeiten als Beamte oder Flugbegleiter. Viele stammen aus behütetem Haus, die Eltern sind Notare, Ärzte oder erfolgreiche Unternehmer. Aber an den Spieltagen, so berichtet ein ehemaliger Kölner Ultrafan, „klinkt bei den Jungs irgendwo etwas aus. Die verwandeln sich in eine völlig andere Person, sind nicht mehr wiederzuerkennen. Das ist manchmal richtig unheimlich.“
Nicht jeder Ultra-Fan ist gewalttätig
Unbestritten ist: Längst nicht jeder Ultra-Fan ist gewalttätig. Im Gegenteil. Die überwiegende Mehrzahl rechnet die Polizei der so genannten Kategorie A zu, den friedlichen Kuttenträgern. Aber: Teile der Ultra-Gruppierungen, so fasst es die Polizei NRW in ihrem Jahresbericht Fußball 2009/2010 zusammen, „werden ohne Einschränkung in die Kategorien B und C eingestuft“, gelten also als „gewaltgeneigt“ beziehungsweise „gewaltsuchend“. In Köln hat die Polizei im Stadion etwa 250 Problemfans unter Beobachtung, viele gehören einer Ultra-Gruppe an. Hinzu kommen 134 Stadionverbotler – Fans, gegen die ein Bundesligaverein oder die Liga ein maximal dreijähriges Verbot verhängt hat, ein Stadion zu betreten.
Pädagoge Andreas Schmidt sagt: „Gewalt wird von vielen Ultras nicht verteufelt, sie ist in ihren Augen eine legitime Ausdrucksform, um sich zum Beispiel mit gegnerischen Fans zu messen.“ Zwar hat sich die Wilde Horde inzwischen auf ihrer Homepage für den Angriff auf den Polizisten und den Stadionmitarbeiter entschuldigt. Eine persönliche Entschuldigung aber steht bis heute aus – die Mehrheit der Mitglieder hat in einer Abstimmung dagegen votiert.
Auch wenn Krawalle und Schlägereien sowie das Rauben und Stehlen von gegnerischen Schals und Fahnen innerhalb der Ultra-Gruppen als Mittel akzeptiert sind, besteht doch ein deutlicher Unterschied zur Hooliganszene der 80er und 90er Jahre. Bei Ultras steht der Sport im Vordergrund, bei den Hooligans die Gewalt.
Von den ehemals aktiven Kölner Hooligans, die nach wie vor zu den Heimspielen nach Müngersdorf pilgern, fällt heute kaum einer mehr mit Straftaten beim Fußball auf. Die Ultra-Bewegung kommentieren viele mit müdem Lächeln. „Wenn ihr Ärger habt mit denen“, sprach neulich ein Ex-Hooligan mit seinem Sohn an der Hand Polizeieinsatzleiter Volker Lange im Stadion an, „dann sagt Bescheid, dann verteilen wir ein paar Ohrlaschen. Da muss man wohl mal ein paar Erziehungsdefizite ausgleichen.“ Lange lehnte ab.
日期:2011-10-17
作者:Tim Stinauer
题目:Ultras im Stadion
Zwischen Gewalt und Jugendkultur
导语:Immer wieder kommt es im Umfeld von Bundesligaspielen zu Strafraten, und oft sind Mitglieder so genannter Ultra-Gruppierungen darin verwickelt. Ultras nur über die vermeintliche Bereitschaft zur Gewalt zu definieren, wird ihnen jedoch nicht gerecht.
原文:
Köln - Ein kalter, trockener Sonntagabend im Februar dieses Jahres. Der 1. FC Köln hat sein Heimspiel gegen Mainz05 mit 4:2 gewonnen. Eine Sonderbahn der KVB bringt den harten Kern der Mainzer Fans vom Stadion zum Deutzer Bahnhof, eskortiert von einer Hundertschaft der Polizei.
Als die Mainzer aus der Bahn steigen, bemerken Polizisten 14 Männer, die aus dem Dunkeln auf die Gruppe zukommen. Sie tragen Schlagstöcke bei sich, Totschläger und Feuerwerkskörper, wollen laut Polizei auf die Mainzer losgehen. Die Beamten verhindern den Sturm auf die Bahn und fesseln die 14 Mitglieder einer Ultra-Fangruppe. Überraschend: Die Mainzer hatten offenbar fest mit der Attacke gerechnet. Noch ein halbes Jahr zuvor hatten sie mit ihren Kölner Kontrahenten am Ballermann auf Mallorca gefeiert – im Suff sollen sich die Männer damals zu dem „Match“ am 13. Februar verabredet haben.
Es sind Vorfälle wie diese, die die Ultra-Fanszene der deutschen Bundesligisten in Verruf gebracht haben. Gruppierungen aus Frankfurt, Rostock und Köln zählen bundesweit zu den aktivsten. Auf Schalke warfen Kölner neulich mit Urin und Kot gefüllte Bierbecher in den gegnerischen Fanblock. Nach dem Heimsieg gegen Bayern München im Februar prügelten Kölner Ultras der Gruppe Wilde Horde 1996 einen Polizisten und einen Mitarbeiter des Stadionbetreibers nieder. Und beim Auswärtsspiel in Hamburg erlitt ein weibliches Mitglied einer Kölner Ultragruppierung schwere Verbrennungen durch eine verbotene Pyrofackel. Bis heute verschweigt die Frau den Namen des Fackelhalters – er soll derselben Gruppe angehören wie sie.
Die Betroffenen reden nicht
Mitte der 90er Jahre angetreten, um die Stimmung in den Stadien durch Gesänge, fantasievolle Choreographien und Spruchbanner zu verbessern, fallen Ultrafans andererseits auch immer häufiger durch Straftaten in und rund um Fußballstadien auf. In der vergangenen Saison registrierte die Polizei seit 1999 bundesweit die höchste Zahl an Verletzten durch Gewalt im Fußball. Nie war mehr Polizei im Stadion, und nie schrieben die Beamten so viele Strafanzeigen gegen Problemfans wie heute.
Im negativen Fokus stehen immer wieder Mitglieder der Ultra-Gruppen. Zu Unrecht? Oder zu Recht? Und falls ja: Warum? Schwer zu sagen, die Betroffenen reden nicht. Weder mit der Polizei noch mit Journalisten. „Wir lehnen ein Interview ab, da in der Vergangenheit wiederholt eine undifferenzierte Berichterstattung“ in den Kölner Medien stattgefunden habe, teilt die Ultra-Gruppierung „Boyz Köln 2001“ auf Anfrage schriftlich mit. Ein Mitglied der größten Kölner Ultra-Gruppe Wilde Horde lässt ausrichten: „Ich sage da besser nichts zu, die Jungs hassen die Presse.“
Also fragt man diejenigen, die täglich mit Ultrafans arbeiten, zum Beispiel Andreas Schmidt und Carsten Blecher vom Kölner Fanprojekt. Die Pädagogen organisieren betreute Auswärtsfahrten für Kinder und Jugendliche, Bildungsveranstaltungen und Fußballturniere, sprechen vor allem die Jüngeren an um zu verhindern, dass sie sich irgendwann in einem Umfeld bewegen, in dem sie auch für die Sozialarbeiter nicht mehr erreichbar wären.
Finanziert wird das Kölner Fanprojekt von der Deutschen Fußball Liga (DFL), dem Land NRW und der Stadt Köln. Schmidt, Blecher und ihre beiden Kollegen sehen sich als Vermittler zwischen Fans, Polizei und dem 1. FC Köln. Auch Carsten Blecher wünscht sich eine „differenzierte Berichterstattung“ in den Medien. „Eine pauschale Ultra-Schelte ist völlig ungerechtfertigt“, sagt er. „Es sind nicht immer Ultras, die für Ärger sorgen. Häufig sind es andere Chaoten, die aber in den Medien fälschlicherweise als Ultras bezeichnet werden.“
Angriffe auf Busse mit gegnerischen Fans häufen sich
Auch die beiden Pädagogen finden „nicht alles gut, was die Ultras machen“. Andreas Schmidt verurteilt Gewalt, vor allem die immer häufigeren Angriffe auf Busse mit gegnerischen Fans. Er sagt aber auch: „Man sollte auch die positiven Seiten erwähnen. Viele Gruppen stecken jede Menge Freizeit und Geld in die Gestaltung von Choreographien in den Kurven, von Fan-Magazinen und Fahnen. Sie fordern mehr Mitspracherecht der Fans in den Vereinen, erstellen Filme, Fotos und machen karitative Aktionen.“ So sammele etwa die Wilde Horde regelmäßig Geld für bedürftige Kinder. Schmidt: „Die Ultrabewegung ist eine der am besten organisierten Jugendsubkulturen in Deutschland.“ Eine zwar in sich geschlossene, aber äußerst heterogene Gesellschaft.
Die meisten Mitglieder sind zwischen 15 und 25 Jahre alt. Schüler sind darunter, Schulabbrecher, Arbeitslose und Auszubildende. Manche Ultras studieren, arbeiten als Beamte oder Flugbegleiter. Viele stammen aus behütetem Haus, die Eltern sind Notare, Ärzte oder erfolgreiche Unternehmer. Aber an den Spieltagen, so berichtet ein ehemaliger Kölner Ultrafan, „klinkt bei den Jungs irgendwo etwas aus. Die verwandeln sich in eine völlig andere Person, sind nicht mehr wiederzuerkennen. Das ist manchmal richtig unheimlich.“
Nicht jeder Ultra-Fan ist gewalttätig
Unbestritten ist: Längst nicht jeder Ultra-Fan ist gewalttätig. Im Gegenteil. Die überwiegende Mehrzahl rechnet die Polizei der so genannten Kategorie A zu, den friedlichen Kuttenträgern. Aber: Teile der Ultra-Gruppierungen, so fasst es die Polizei NRW in ihrem Jahresbericht Fußball 2009/2010 zusammen, „werden ohne Einschränkung in die Kategorien B und C eingestuft“, gelten also als „gewaltgeneigt“ beziehungsweise „gewaltsuchend“. In Köln hat die Polizei im Stadion etwa 250 Problemfans unter Beobachtung, viele gehören einer Ultra-Gruppe an. Hinzu kommen 134 Stadionverbotler – Fans, gegen die ein Bundesligaverein oder die Liga ein maximal dreijähriges Verbot verhängt hat, ein Stadion zu betreten.
Pädagoge Andreas Schmidt sagt: „Gewalt wird von vielen Ultras nicht verteufelt, sie ist in ihren Augen eine legitime Ausdrucksform, um sich zum Beispiel mit gegnerischen Fans zu messen.“ Zwar hat sich die Wilde Horde inzwischen auf ihrer Homepage für den Angriff auf den Polizisten und den Stadionmitarbeiter entschuldigt. Eine persönliche Entschuldigung aber steht bis heute aus – die Mehrheit der Mitglieder hat in einer Abstimmung dagegen votiert.
Auch wenn Krawalle und Schlägereien sowie das Rauben und Stehlen von gegnerischen Schals und Fahnen innerhalb der Ultra-Gruppen als Mittel akzeptiert sind, besteht doch ein deutlicher Unterschied zur Hooliganszene der 80er und 90er Jahre. Bei Ultras steht der Sport im Vordergrund, bei den Hooligans die Gewalt.
Von den ehemals aktiven Kölner Hooligans, die nach wie vor zu den Heimspielen nach Müngersdorf pilgern, fällt heute kaum einer mehr mit Straftaten beim Fußball auf. Die Ultra-Bewegung kommentieren viele mit müdem Lächeln. „Wenn ihr Ärger habt mit denen“, sprach neulich ein Ex-Hooligan mit seinem Sohn an der Hand Polizeieinsatzleiter Volker Lange im Stadion an, „dann sagt Bescheid, dann verteilen wir ein paar Ohrlaschen. Da muss man wohl mal ein paar Erziehungsdefizite ausgleichen.“ Lange lehnte ab.
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